Aus einem postkolonialen Ritual indigener Stämme hat Anthony Braxton ein Stück entwickelt, das Ictus nun mit Tänzer*innen und lokalen Musiker*innen erarbeitet.
Bei den «Ghost Dances» handelt es sich um ein postkoloniales Ritual aus dem späten 19. Jahrhundert, um ein mehrstündiges Tanzen, mit dem die Ureinwohner*innen Amerikas Kontakt mit ihren ermordeten Vorfahr*innen aufnahmen. Der US-amerikanische Komponist und Multiinstrumentalist Anthony Braxton, ein langer Weggefährte übrigens unseres letztjährigen Composers in Residence George Lewis, lernte diese Tänze bei der Arbeit mit indigenen Musiker*innen kennen, die in den Neunzigerjahren bei ihm studierten. Daraus entstand dieses Werk, eine Art Toolbox, aus der die Performer*innen verschiedene Schichten (Sub-Kompositionen) auswählen und übereinanderlegen können. Ictus ergänzt in seinen «Ghost Trance Sessions» improvisatorische Partien sowie als weiteres wichtiges Element den Tanz. Die Tänzer*innen arbeiten hierzu mit der «Rosas Toolbox», einer Art choreografischem Nachschlagewerk der Tanzcompagnie Rosas von Anne Teresa De Keersmaeker. Zusätzlich erweitern Gastmusiker*innen aus der Region, in der die Aufführung stattfindet, das Ensemble – so entsteht jedes Mal eine neue und andersgeartete Interpretation.
Programm
Anthony Braxton (*1945): «Ghost Trance Music»
Besetzung
Sophia Dinkel, Mark Lorimer, Michaël Pomero, Robin Haghi, Tanz
Silke Strahl, Saxophon
Jan-Filip Tupa, Violoncello
Ictus:
Dirk Descheemaeker, Klarinette
Nabou Claerhout, Posaune / FX
Kobe Van Cauwenberghe, E-Gitarre
Jean-Luc Plouvier, Keyboard
Alexandre Fostier, Tontechnik
Tom Pauwels, Anita Cappuccinelli, Produktion
Informationen
Dauer: ca. 60 Minuten
Eine Veranstaltung von Musikfestival Bern in Kooperation mit Grosse Halle, Reitschule.
Kontextprogramm
Am Donnerstag 4.9. findet um 17.30 Uhr eine Einführung zu «Ghost Trance Sessions» mit anschliessendem Probenbesuch statt.
Zugänglichkeit
Visueller Zugang durch Tanz
Einfach gesagt
Anthony Braxton hat ein Stück gemacht. Die Idee dafür kommt aus einem Ritual. Ein Ritual ist eine wiederholte Feier.
Das Ritual ist von indigenen Völkern. Das sind die ersten Menschen, die in einem Land gelebt haben.
Das Ritual stammt aus der Zeit, als das Land nicht mehr von anderen Ländern beherrscht wurde.
Jetzt macht die Musikgruppe Ictus daraus eine Aufführung.
Sie arbeiten mit Tänzerinnen und Tänzern.
Auch Musikerinnen und Musiker aus der Region machen mit. Gemeinsam zeigen sie das Stück auf der Bühne.